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Smartes Wohnen: Das vernetzte Eigenheim

Smart Home bedeutet viel mehr, als mit dem iPhone das Licht einzuschalten.

Der Begriff „Smart Home“ ist derzeit in aller Munde. Aber was ist eigentlich ein „intelligentes Eigenheim“ und was hat das Ganze mit nachhaltigem Wohnen zu tun?

Wenn heutzutage in einer Diskussion der Begriff „Smart Home“ fällt, denkt jeder sofort an Amazons Sprachassistentin Alexa, oder an Smartphone-Apps, mit denen man das Licht ein- oder ausschalten kann. Nicht selten werden diese Anwendungsszenarien dann als „überflüssige Spielereien“ abgetan. Was viele nicht wissen: Bei einem vernetzten, intelligenten Gebäude geht es um weitaus mehr, als darum, mit dem iPhone das Licht im Wohnzimmer zu dimmen.

Das Thema Gebäudeautomation reicht bis in die 1990er Jahre zurück. Damals fanden sich einige der führenden Hersteller aus der elektrischen Installationstechnik (unter anderem Siemens, Jung und Gira) zusammen, um den Grundstein für den Europäische Installationsbus (EIB) zu legen. Daraus ging um die Jahrtausendwende KNX hervor, ein offener Smart Home-Standard, der bis heute in Neubauten auf der ganzen Welt zum Einsatz kommt.

So funktioniert ein Smart Home

Bei einer klassischen Elektroinstallation gibt es meist für jede Lampe und jeden Rollladen einen Schalter. Der Taster und die zu steuernden Komponenten sind durch ein Kabel direkt miteinander verbunden. Auch die Energieverteilung läuft über dieses Kabel. Will man nachträglich etwas ändern oder beispielsweise einen Schalter für alle Rollläden im Haus haben, lässt sich das nur mit sehr viel Aufwand realisieren. Intelligente Funktionen oder eine Gebäudeautomatisierung sind nicht möglich.

Bei Smart-Home-Installationen mit Standards wie KNX wird die Gerätesteuerung von der Stromversorgung getrennt. Es gibt also zwei Netze: eines zur Stromversorgung und eines zur Steuerung. Das hat den großen Vorteil, dass jeder Schalter im Haus alle Gebäudekomponenten steuern kann. Den Taster im Wohnzimmer kann man heute so programmieren, dass er alle Rollläden im Haus steuert – und morgen so, dass er nur noch den Rollladen im Wohnzimmer öffnet und schließt. Oder das Garagentor. Oder die Markise. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.

Wirklich „intelligent“ wird ein Gebäude allerdings erst durch die nun mögliche Programmierung von Logiken. Diese kann man sich als einfach Wenn-Dann-Funktionen vorstellen:

  • Wenn draußen die Helligkeit unter Wert X fällt, schließe die Rollläden.
  • Wenn die Rollläden werktags schließen, schalte im Wohnzimmer das Licht ein.
  • Wenn das Fenster im Bad geöffnet wird, schalte die Heizung in diesem Raum ab.
  • Wenn es anfängt zu regnen, fahre die Markise ein.

Das waren jetzt nur ein paar einfache Abhängigkeiten, wie sie seit fast zwei Jahrzehnten in Gebäuden zu finden sind. Durch die rasant voranschreitende Digitalisierung sind inzwischen aber auch weitaus komplexere Szenarien möglich: Fahren die Bewohner nach der Arbeit nach Hause und das GPS-Signal ihrer Smartphones befindet sich in einem Radius von 50 Metern um das Gebäude, öffnet sich die Garage automatisch. Gleichzeitig schaltet sich das Licht im Wohnzimmer ein, der Backofen heizt vor und das Soundsystem spielt eine vorab definierte Playlist ab. Es gibt sogar Lösungen, die mithilfe von künstlicher Intelligenz und Pulsuhren Rückschlüsse auf das Stresslevel der Bewohner ziehen und dementsprechend die zur Stimmung passende Musik und Lichtfarbe auswählen.

Smart Home ermöglicht nachhaltiges Wohnen

Bei den oben genannten Beispielen ging es in erster Linie um Themen wie Wohnqualität und Komfort. Weitaus wichtiger ist in Zeiten des Klimawandels aber das Thema Energieeffizienz – und dazu leistet das vernetzte Eigenheim einen wertvollen Beitrag.

Bei uns zuhause steuert beispielsweise eine Wetterstation die Beschattung der einzelnen Räume. Ab einer gewissen Temperatur und Sonneneinstrahlung werden die Rollläden nacheinander geschlossen (und auch wieder geöffnet). Dadurch heizt sich das Haus nicht unnötig auf und wir sparen Energie, die für eine aktive Kühlung notwendig wäre. Gleichzeitig kommuniziert unsere Photovoltaikanlage mit den Verbrauchern im Haus (Waschmaschine, Spülmaschine, Wärmepumpe, etc.) und schaltet diese genau dann ein, wenn auf dem Dach genug Strom produziert wird. Auf diese Weise muss kein Strom aus dem Netz bezogen werden. Das Licht wird derweil in den meisten Räumen über Sensoren gesteuert, so dass nie mehr Lampen eingeschaltet sind als notwendig – und auch immer nur dann, wenn jemand im Raum ist.

Auf den ersten Blick sind das alles nur Kleinigkeiten, in Summe leisten sie aber einen großen Beitrag zum nachhaltigen Wohnen, da die vorhandenen Ressourcen effizienter genutzt werden.

Smart Home zum Nachrüsten

Klassische Smart-Home-Lösungen wie KNX spielen grundsätzlich nur im Neubau eine Rolle, da sie eine feste Verkabelung voraussetzen – und deshalb nur mit hohem Aufwand nachgerüstet werden können. Das heißt aber nicht, dass Besitzer von Bestandsimmobilien oder Mieter auf die Vorteile eines vernetzten Haushalts verzichten müssen.

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Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Anbietern, die sich auf Nachrüstlösungen spezialisiert haben. Prominente Beispiele in diesem Bereich sind unter anderem Philips Hue (Licht), tado° (Heizthermostate), Sonos (Lautsprecher), Eve (Steckdosen), Gardena (Gartenbewässerung), Nuki (smarte Türschlösser) sowie Netatmo (Wetterstationen und Kameras). Die Kommunikation der einzelnen Komponenten läuft in der Regel über das heimische WLAN, wodurch die Produkte flexibel in jedem Haus und jeder Wohnung einsetzbar sind.

Unter einem Dach zusammengeführt und miteinander verknüpft werden die Produkte der unterschiedlichen Hersteller dann über Lösungen wie Apple HomeKit, Google Home oder Amazon Alexa. Das vernetzte Eigenheim lässt sich auf diese Weise kostengünstig und ohne viel Aufwand realisieren.