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Klimaneutrales Wohnen ohne Mietsteigerungen

Serielles Sanieren kann eine Maßnahme für klimaschonende Gebäude sein.

Bezahlbarer Wohnraum und der Schutz des Klimas zählen zukünftig zu den wichtigsten Aufgaben rund um das Thema Wohnen. Insgesamt 14 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland (120 Millionen Tonnen) gehen auf den Gebäudesektor zurück. Neuartige Sanierungskonzepte versprechen nun, das Klima zu schonen – ohne einhergehende Mietpreissteigerungen.

Ein Großteil der Wohngebäude in Deutschland sind nicht energetisch saniert. Dies stellt eine große Belastung für das Klima dar, denn der Energiebedarf dieser Häuser ist hoch. Um dies zu ändern, fördert die Bundesregierung die serielle Sanierung von Wohnhäusern – als Teil ihres Ende 2019 verabschiedeten Klimapakets.

Der Vorteil dabei: Die Maßnahmen der seriellen Sanierung schaffen einen sogenannten „Net-Zero-Standard“. Das bedeutet, die Häuser erzeugen im Jahresmittel genauso viel Energie, wie sie für Strom, Warmwasser und Heizung benötigen. Als Folge sinken die Nebenkosten für Mietende. Die Kosten der Sanierung können Vermietende wiederum über eine Erhöhung der Kaltmiete refinanzieren. Die Gesamtmiete erhöht sich für die Mietparteien nicht.

Kurze Bauzeiten und wenig Umstände für Mieter

Ein weiterer Vorteil der seriellen Sanierung sind die kurzen Bauzeiten. Übliche Sanierungsarbeiten nehmen mehrere Wochen und Monate in Anspruch und benötigen ein hohes Maß an handwerklichem Aufwand auf der Baustelle. Im Vergleich dazu dauert die serielle Sanierung nur einige Tage. Die benötigten Elemente für den Umbau werden industriell vorgefertigt und sind bei der Anlieferung bereits montagefertig.
Mietende müssen daher keine langfristigen Einschränkungen durch Lärm und Schmutz im Zuge einer Sanierung in Kauf nehmen.

Hohe Planungssicherheit ist das A & O

Für eine industrielle Fertigung ist allerdings eine hohe Planungssicherheit notwendig. Die Produktion der Teile ist erst bei hohen Stückzahlen rentabel. Folglich sind die einzelnen Elemente im Nachhinein nicht mehr individuell anpassbar.
Für diese Art der Sanierung werden die Gebäude zunächst mit einem 3D-Laser genau vermessen. Anschließend werden alle Fassadenelemente und Bauteile so konzipiert und im Fachwerk vorgefertigt, dass möglichst viele Gebäude einheitlich saniert werden können.

Um das Gebäude klimaneutral zu gestalten, werden moderne Fenster und Türen sowie Dämmmaßnahmen in die Fassadenmodule eingesetzt. Auf den Dächern der sanierten Häuser ist außerdem eine Photovoltaikanlage verbaut, um Strom zu erzeugen. Über eine zusätzliche Solaranlage wird Wärmeenergie gewonnen. Ein integriertes Energiemodul, das die gesamte Haustechnik enthält, dazu zählen eine Wärmepumpe, ein Warmwasserspeicher und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, macht die Energie für die Bewohner nutzbar.

Erste Bauvorhaben in Deutschland

Die Idee zur seriellen Sanierung stammt ursprünglich aus den Niederlanden und wurde dort unter dem Namen „Energiesprong“ bekannt. In Deutschland treibt die Deutsche Energie Agentur (dena) die serielle Sanierung im Zuge eines dreijährigen Projekts voran. Das Projekt wird mit Geldern der Bundesregierung und der EU gefördert. Ziel ist es, Akteure aus der Bauwirtschaft und Wohnungsgesellschaften zusammenzubringen und Kooperationen zu fördern. Erste Pilotprojekte sind bereits in Planung. So stehen zwölf Wohneinheiten in Hameln kurz vor der Fertigstellung. Zeitnah sollen Gebäude in Köln und Hannover folgen.